Anne-Sophie Mutter im Porträt
Stöbert man im reichen Aufnahmefundus von Anne-Sophie Mutter, wird sofort klar: Sie ist keine Geigerin, die sich auf das Werk eines Komponisten beschränkt, sich an eine Epoche klammert oder sich von einem Genre einnehmen lässt. Dies sind Einspielungen einer neugierigen Musikerin, die voller Experimentierfreude alle Facetten der Musik erkunden möchte.
„Ich bin wie die Raupe Nimmersatt, die sich durchs Repertoire frisst“, sagt Anne-Sophie Mutter über sich selbst. Dass sie sich nicht nur auf die Fahnen geschrieben hat, das bestehende Repertoire zu erkunden, sondern dieses auch aktiv zu erweitern, äußert sich in ihrem außergewöhnlichen Engagement für die zeitgenössische Musik: Sie vergibt regelmäßig Kompositionsaufträge und bringt die dadurch entstehenden Werke weltweit in die Konzertsäle. Die Anzahl an Stücken, die ihr von Komponisten wie Witold Lutosławski, Wolfgang Rihm, Krzysztof Penderecki, Henri Dutilleux und Sebastian Currier auf den Leib geschrieben oder gewidmet wurden, wächst stetig.
Auch der Name einer Filmmusiklegende darf dieser illustren Liste seit Kurzem hinzugefügt werden: John Williams, mit dem Anne-Sophie Mutter eine enge Künstlerfreundschaft verbindet. Für die Geigerin, selbst glühender Star-Wars-Fan, war es die Erfüllung eines lebenslangen Traums, 2019 gemeinsam mit John Williams Arrangements seiner Filmmusiken für Sologeige und Orchester einzuspielen. Dieser erfolgreichen Zusammenarbeit folgte gleich die nächste: das Violinkonzert Nr. 2, das der inzwischen über 90-Jährige John Williams für Anne-Sophie Mutter komponiert hat, und in dem sich seine tiefe Bewunderung für die lyrische Wärme und Dynamik ihres Geigenspiels spiegelt.
Andris Nelsons | Anne-Sophie Mutter
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Fabio Luisi | Anne-Sophie Mutter
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Benefizkonzert: 50 Jahre Deutsche Krebshilfe
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Trotz ihrer beispiellosen Karriere und vieler erfüllter Träume sucht Anne-Sophie Mutter immer wieder neue Herausforderungen. Dafür verlässt die Stargeigerin schon mal den gewohnten Konzertsaal und begibt sich – mitsamt ihrer Stradivari – in neue Räume: 2015 beispielsweise in einen Club in Berlin-Friedrichshain. Allein durch die ungewohnte Nähe zum Publikum habe die Musik eine unglaubliche Intensität erhalten, erinnert sich Mutter:
„Der Applaus war berührend. Die andere Seite der Emotionalität in einem Konzert ist aber auch das Teilen der Stille und das subtile, gespannte, vielleicht auch staunende Zuhören. Das ist etwas, das ich im Club besonders stark empfunden habe, und das ist genau das, worauf die Musik setzt und wartet: Dass sie aus der Intimität der Stille, der ganz persönlichen, manchmal auch geflüsterten Aussage heraus, zu einer großen Blume, zu einer großen Botschaft werden kann.“
Eine dieser großen Botschaften, die Anne-Sophie Mutter immer wieder betont, ist, dass Musik Vorurteile und Rassismus überwindet, da sie die Kraft hat, Menschen emotional miteinander zu verbinden. „Und das ist völlig unabhängig von unserer Herkunft, unseren politischen oder religiösen Ansichten. Die Musik ist die einzige Begegnungsstätte, die der Mensch geschaffen hat, die uns vorurteilslos akzeptiert.“
Diese tiefe Überzeugung spiegelt sich in Mutters Programmgestaltung, in der Komponistinnen wie die 1961 geborene Unsuk Chin ebenso wenig fehlen wie der aus der Karibik stammende Mozart-Zeitgenosse Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges. Und auch im Engagement der Künstlerin für den musikalischen Nachwuchs ist sie deutlich erkennbar, beispielsweise in ihrem internationalen Stipendiaten-Ensemble Mutter’s Virtuosi: „Es geht ja letztendlich darum, dass wir mit der Musik auch zueinanderfinden und dass sie eine Brücke schlägt, nicht nur zwischen Generationen, sondern zwischen kulturellen Unterschieden, die wir aufgebaut haben, zwischen religiösen, teilweise dogmatischen Mauern, die zwischen uns stehen.“
Mutter’s Virtuosi
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