Dirigent Andris Nelsons – kurz vorgestellt
Dirigenten stellt man sich oft als uneingeschränkte Herrscher am Pult vor – Persönlichkeiten vom Schlage Herbert von Karajans, die ihren Orchestermitgliedern unbedingten Gehorsam abverlangen. Im Fall von Andris Nelsons könnte dieses Bild von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein.
Dem sympathischen Letten, der bereits heute, im Alter von Mitte 40, auf eine Bilderbuchkarriere zurückblicken kann, fliegen die Herzen seiner Musiker:innen ebenso zu wie die des Publikums. Geboren in Riga, studierte er zunächst Trompete und begann seine Laufbahn im Opernorchester seiner Heimatstadt. Nebenbei lernte er auch das Dirigieren, unter anderem bei seinem legendären Landsmann Mariss Jansons. Mit der Ernennung zum Chefdirigenten der Lettischen Nationaloper 2003 tauschte Nelsons sein Instrument dann endgültig gegen den Taktstock ein, und von da an ging es für den damals gerade 25-Jährigen steil bergauf. London, Berlin, Bayreuth, New York: Die Türen aller Spitzenorchester und Opernbühnen standen ihm weit offen. Heute ist Andris Nelsons Music Director des Boston Symphony Orchestra sowie Gewandhauskapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters und führt darüber hinaus ein äußerst reges Tourneeleben.
Sein Erfolgsrezept? Kritikfähigkeit – und eine große Portion Bescheidenheit. „Was wir tun, ist Teamwork. Ich bin der Dirigent, aber ich stehe als Mensch nicht über den Musikern. Das muss einem immer bewusst sein“, so Nelsons im Interview. Diese Haltung spiegelt sich auch deutlich in seinem Dirigat: Mit wachem Blick und sparsamen Gesten scheint er die Musiker:innen eher zu tragen als ihnen Kommandos zu geben. Gleichzeitig strahlt er am Pult eine so ansteckende Begeisterung aus, dass es nicht verwundert, wenn der Funke vom ersten Takt an auch auf das Orchester überspringt.
So war es auch auch beim Gewandhausorchester: „Er strahlte eine mitreißende Begeisterung aus. Und schenkte uns dabei ein Vertrauen, das jede mühsame Überzeugungsarbeit überflüssig machte“, begeisterte sich der damalige Orchestervorstand Tobias Haupt nach Nelsons’ Leipziger Debüt im Jahr 2011. Die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit: Seit 2018 ist Andris Nelsons Gewandhauskapellmeister in Leipzig – mittlerweile wurde sein Vertrag bis 2027 verlängert. Bis heute schwärmt er in den höchsten Tönen von seinem Orchester und der Flexibilität, mit der es den Werken jedes Komponisten ihren ganz eigenen Klang verleiht und dabei doch immer unverwechselbar bleibt. Und das ist vielleicht das entscheidendste Geheimnis des Erfolgs von Andris Nelsons: Seine Fähigkeit, die Qualitäten seiner künstlerischen Partner:innen zu erkennen, in seine Vision einfließen zu lassen – und gerade dadurch mit ihnen gemeinsam nach den (musikalischen) Sternen zu greifen.
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